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Wöchentliche Videoandacht zu Palmsonntag vom 04./05.04.2020
Videoandacht mit Gemeindereferentin Jennifer Schmelzer und Pater George
An diesem Wochenende feiern Christen weltweit Palmsonntag. Den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem:
- Am Straßenrand stehen Menschenmassen, dicht an dicht, Kinder, Erwachsene, Alte und Kranke. Viele gehören eher zum Rand der Gesellschaft!
- Es herrscht große Freude.
- Die Menschen jubeln Jesus zu.
- Begeisterung greift um sich.
- Ein erster ruft: „Hosanna dem Sohn Davids!“ und dann immer mehr ….
Die Masse jubelt ihm zu: „Hosanna, dir Jesus, Sohn Davids!“ - Sie hoffen auf ihn als ihren Retter.
- Endlich einer, der für sie einsteht und ihr Leben besser machen wird!
- Euphorie und Begeisterung liegen in der Luft.
- Palmzweige werden eilig von den Bäumen geschnitten.
- Manche ziehen ihre Kleider aus.
- Sie huldigen Jesus als ihrem neuen König.
Wie passt das in unsere momentane Zeit?
Euphorie, Freude, Begeisterung…
Eigentlich gar nicht…
Oder vielleicht doch?
Versetzen wir uns etwas in die damalige Situation:
Jesus hat seine Jünger lange vorbereitet. Er hat ihnen alles Wichtige mit auf den Weg gegeben. Er hat sie gelehrt, ihnen die Schrift erklärt. Jetzt will er mit ihnen nach Jerusalem. Er weiß, dass es sein Ende werden kann. Er ahnt, dass die Stimmung kippen wird.
Und trotzdem – oder vielleicht gerade deswegen – genießt er diesen Moment und lässt sich so feiern?
Auch wenn seine Reaktion nicht genauer beschrieben ist, gehe ich persönlich davon aus, dass er sich auf die Freude der Menschen eingelassen hat. Er war ein Mann des Lebens. Vermutlich hat er die Hosanna-Rufe genossen, den Menschen zugewunken, die Kinder angelacht…
Ein Moment des Feierns – der Freude.
Womöglich war es für ihn noch einmal ein letztes Aufatmen / ein Krafttanken – im Wissen um das, was da kommt?!?
Mit diesem Szenario des Palmsonntags starten wir in eine sehr widersprüchliche und herausfordernde Zeit: der Beginn der heiligen Woche.
Für viele Menschen sonst ein bewusster Schnitt:
- Raus aus dem Alltag.
- Besinnung auf das eigene Leben.
- Abschluss der Fastenzeit.
- Vorbereitung auf die Osterfeierlichkeiten.
- Empfang des Bußsakrametes.
- …..
Doch dieses Jahr ist alles anders.
Und vielleicht passt der Palmsonntag gerade deswegen so gut in unsere Zeit?
Wir sind freudig und jubelnd durchs Leben gegangen. Alles war möglich. Schneller – höher – weiter. Konsum, soziale Interaktion, Reisen – und alles ohne Limit. Wir haben es als selbstverständlich hingenommen.
Und jetzt?
Unser Alltag ist unterbrochen. Wir sind auf uns selbst reduziert.
Es kommt Unheil auf uns zu.
Wir haben Angst, reduzieren unsere sozialen Kontakte, sicherlich ist so mancher Einsam und wir fühlen uns ohnmächtig.
Wir wissen nicht, wie lange es dauert – wie schlimm es wird – wie sich die Lage entwickelt…
Gewissermaßen genau die Situation Jesu.
Seine Angst, seine Einsamkeit, seine Verzweiflung am Kreuz, seine Ohnmacht ….
Jesus weiß, dass er mit dem Vater verbunden ist – untrennbar. Er weiß, dass am Ende alles gut wird.
Und doch sind all diese Gefühle da.
Genau wie bei uns.
Aber auch wir wissen – ich weiß – dass wir in Gottes Hand gehalten sind.
Wir glauben an die Auferstehung.
Wir wissen um die Freude am Ostermorgen.
Dieser Glaube stärkt mich (und hoffentlich auch Sie) und gibt uns Kraft in dieser Zeit.
Für mich persönlich – vermutlich für viele Christen – wird es eine besondere heiligen Woche, ein ganz besonderes Osterfest.
Ganz anders!
Ganz neu!
Und vielleicht: ganz ursprünglich!
Eure Gemeindereferentin Jennifer Schmelzer und
Pater George